Gates

gates VI (Wachsarbeit im oeffentlichen Raum)

Gates

Wärend der Alm Residency vom 29.8.2018 – 9.9.2018 habe ich an zwei verschiedenen Orten, in den Wäldern bei Waakirchen, kleine Eingriffe mit Wachs vorgenommen.Das zerbröckelnde Hauseck einer Jägerhütte und ein Parkplatz an dem Betoneinfassungen für Wasserläufe entsorgt wurden, haben mich besonders angesprochen.
“Gates” soll nun im urbanen Raum fortgeführt werden, und wird von dem bekannten Architekturjournalist und Autor, Enrico Santifaller begleitet. https://esantifaller.de

Die Spuren der Abnutzung und des Zerfalls, die über die Jahre im vom Menschen geschaffenen Raum oder der freien Natur entstehen, sollen mit Wachs gefüllt und so zur perfekten Ursprungsform zurück geführt werden. Risse werden geschlossen, Kanten wieder begradigt und nachmodelliert.
Es findet eine Art „Heilung“ statt. Einerseits werden Formen geschlossen, doch andererseits werden durch die Wahl des Materials (Bienenwachs), das sich in Farbe und Konsistenz von Asphalt oder Gestein unterscheidet, die Spuren erst richtig sichtbar gemacht. Das Interesse gilt den Spuren, die wir im Raum hinterlassen, und solchen, die durch den normalen Auflösungprozess entstehen. Was diese über uns und den Ort erzählen. Die „Reibung“, das Abschleifen und Formen einer Landschaft, und wie diese sich wiederum in unserer Wahrnehmung abzeichnet.
Landschaft entsteht im Kopf (…), sie ist eher ein Konzept als eine Gegebenheit*. Orte und Landschaften werden gebaut und gestaltet, zerfallen und verändern sich jedoch nach ihren ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten. Genau um dieses Werden und Vergehen, gestaltet Werden und sich neu Formieren, geht es mir in meiner Arbeit.
Diese Prozesse möchte ich sichtbar machen.

*Lucius Burckhardt, Begründer der Promenadologie.

 

 

Es ist absurd, für die „Reparatur“ zerbröckelnden Gesteins Wachs zu benutzen, und genau deshalb ist es die richtige Wahl für meine Arbeit. Ein Material, in dem sich jeder kleine Kratzer sofort abzeichnet, zum Schließen und Ausbessern von Rissen und Unebenheiten zu benutzen, soll verdeutlichen, dass nichts dauerhaft ist. Die Zersetzung unterschiedlicher Materialien ist lediglich anderen Zeitabläufen unterworfen.

Reines Bienenwachs aus eigener Produktion, von den Bienen hergestellt zum Bau ihrer Waben, und vom Menschen neben zahlreichen anderen Funktionen genutzt für Kosmetik und Wundbehandlung. Dieses Material erfüllt für meine Arbeit auch sinngemäß den richtigen Zweck.

Die Landschaft ist im Wandel, wir denken langsam um. Das wird an vielen Projekten, wie z.B. der Stadtimkerei und „urban gardening“ sichtbar. Die Dinge verschränken sich anders. Können wir gerade durch die abgeschlagenen Ecken und bröckelnden Fassaden die besondere Aura eines Ortes erahnen?

„gates“, Durchgang, Transit. Die Eingriffe finden an Durchgangsorten statt, Wegen, Einfahrten, Parkplätzen oder zerfallenen Gehöften.
Orte die ein schnelles Durchschreiten erfordern, einen dort hinbringen sollen, wo man verweilen möchte. Dort wo Gebautes aufhört und die “reine” Natur anfängt?

gates III (Wachsarbeit im oeffentlichen Raum)
gates V (Wachsarbeit im oeffentlichen Raum) Dateiname:
gates VIII (Wachsarbeit im oeffentlichen Raum)

Der Transit ist im mythologischen Sinn ein Übergang (der Übergang abgeschiedener Seelen in andere Welten…). Auch Stützmauern, Wege oder Hofeinfahrten, können Orte für einen Transit sein. Diese Orte besitzen eine eigene Stimmung, da sie aufs Zweckmäßige ausgerichtet sind.
In ihnen werden unsere Bedürfnisse oft schnörkellos sichtbar.
Was können uns diese Orte über uns erzählen, können sie unseren Blick schärfen? Unsere Sehgewohnheiten auf andere Dinge richten?
Ähnlich wie auf dem Bahnsteig „neundreiviertel“ in Harry Potter wäre es schön durch einen kleinen Zwischenraum (gate) in eine andere Welt zu gelangen?

 

gates II (Wachsarbeit im oeffentlichen Raum) Dateiname:
gates I (Wachsarbeit im oeffentlichen Raum)
gates VII (Wachsarbeit im oeffentlichen Raum)

Ausstellung Alm Residency , Dismantle 18.10 - 02.11.2018

Dismantle Vernissage Gates 2
ALMResidency Dismantle